"Der Herzschlag des Landes"

Süddeutsche Zeitung 11.09.2019

MUSICA CUBANA

Der Ursprung der Clave ist weitestgehend unbekannt, doch über ihre essenzielle Wirkungskraft ist man sich in Kuba, dem Land mit einer weltweit einzigartigen musikalischen Vielfalt, bewusst. Mit der Clave ist dabei sowohl das Musikinstrument – zwei Klanghölzer – als auch der Leitrhythmus gemeint, von dem jedes Musikstück getragen wird. Regisseur Kurt Hartel entscheidet sich in seinem Dokumentarfilm „La Clave" bewusst dazu, die Geschichte der kubanischen Musik von lokalen Musikern erzählen zu lassen, um keine Klischees zu reproduzieren, sondern einen unverfälschten Blick auf das Musikgeschehen zu vermitteln. Er begleitet Jazzmusiker, Schlagzeuger und Musikschüler im Proberaum, im Konzertsaal und auf den Straßen Havannas. Dadurch entsteht ein lebendiges Porträt der kubanischen Musikszene. Musik ist wie ganz selbstverständlich in das alltägliche Leben aller Kubaner integriert – ein Umgang mit künstlerischen Formen, der zur Nachahmung bewegen kann und soll. Rhythmusgefühl und ein musikalisches Verständnis bekommen die Kubaner sozusagen in die Wiege gelegt.

Spätestens mit Wim Wenders Kultfilm „Buena Vista Social Club" (1999) ist weltweit bekannt, dass Musik und Rhythmus den Herzschlag Kubas ausmachen. Hartel gelingt es in „La Clave" , weiterführende musikhistorische und gesellschaftliche Kontexte zu erforschen, etwa die Wichtigkeit, musikalisches Wissen an zukünftige Generationen zu vermitteln. Die Bedeutung, die der Musik in Kuba zukommt, wird besonders in der Musikerziehung spürbar, die alle Schüler kostenlos genießen dürfen. Das Land gibt auf diesem Gebiet vorbildhafte Impulse: Kuba hat mehr Musikschulen pro Einwohner als jedes andere Land auf der Welt.