Regiekommentar
Schon am ersten Tag meines ersten Havanna-Besuchs im Jahr 2006 war ich überwältigt von der enormen musikalischen Vielfalt, die mich dort empfing. Sofort wurde dem Musiker in mir klar: Kuba ist sehr viel mehr als „Buena Vista Social Club“, Salsa und all die anderen gängigen Klischees in Touristenköpfen!
Auf Schritt und Tritt begegnete ich einem brodelnden Schmelztiegel musikalischer und rhythmischer Kreativität jenseits aller herrschenden, einengenden Kategorien. In den folgenden Tagen entwickelten sich trotz der Sprachbarriere – ich spreche kein Spanisch – herzliche Freundschaften mit verschiedenen kubanischen Musikern, besonders mit César Lopéz war ich von Anfang an auf einer Wellenlänge. Und je länger ich alles um mich herum aufsog, desto stärker wurde mir bewusst, dass das, was ich gerade erleben durfte, weder in Worten wiedergegeben noch fotografiert werden konnte. Nur bewegte Bilder würden einen authentischen Eindruck vermitteln. Aus diesen Gedanken entstand die Idee, einen Film über die kubanische Musik zu machen, und bald wurde aus der etwas naiven Vorstellung eines Amateurs ein professionelles Vorhaben.
Hierbei war mir wichtig, nicht die stereotypischen Kuba-Bilder eines Touristen zu reproduzieren, sondern die kubanische Version der Realität zu zeigen, wie sie von Musikern gesehen und gelebt wird. Damit die Kubaner ihre subjektive und ganz persönliche Sicht der Dinge erzählen konnten, sollte der Film absolut unabhängig von Politik, TV-Sendern, Meinungsmachern und Geldgebern konzipiert und realisiert werden. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, das Projekt auf den Weg zu bringen, funktionierte schließlich der siebte Anlauf. Im Januar 2018 hatte ich mein rein kubanisches Filmteam zusammen und wir drehten bis Mai 2018 sämtliches Material. Die Postproduktion erfolgte bis März 2022 in München. Dann, 16 Jahre nach meinem ersten Besuch in Havanna, war aus meiner Idee endlich der Film „La Clave – Das Geheimnis der kubanischen Musik“ geworden.
Kurt Hartel